Model for Schinkel Pavillon (Raw Version)
Pope.L
Der in Chicago lebende und lehrende Künstler (William) Pope.L setzt sich in seinem multimedialen Werk für eine „troubled culture“ [https://bombmaga- zine.org/articles/william-pope-l/], eine „Kultur der Unruhe“, ein. In seinen jüngsten ortsspezifischen Projekten, sei es auf der documenta 14 in Kassel, im Portikus in Frankfurt am Main oder zuletzt im Schinkel Pavillon, aus dem diese Edition stammt, befasst sich Pope.L mit den gesellschaftlichen Rissen und Ungereimtheiten, die sich durch politische und historische Hegemonien und den daraus resultierenden Gewohnheiten manifestiert haben. Sei es in der Architektur der Stadt, deren Bedeutung und damit Macht, den spezifischen Verhaltensmustern innerhalb einer Gesellschaft oder der Zuschreibung durch den Blick der Anderen: Pope.L durchbricht in seinen Performances, Interventionen und kollektiven Events seit den späten 1970er-Jahren diese Muster und Festschreibungen.
Die Edition für den Kunstverein Düsseldorf ist ein Holzmodell, das als eine Art Rendering aus Architekturelementen des historischen Areals um den Schinkel Pavillon in Berlin zusammengesetzt ist: dem angrenzenden Humboldt Forum im neu aufgebauten, ehemals zerstörten Stadtschloss, dem Schinkel Pavillon aus den 1960er-Jahren, und der Neuen Wache, Anfang des 19. Jahrhunderts von Karl Friedrich Schinkel erbaut. In der Ausstellung wurden diese Modelle in einen Häcksler gesteckt und demonstrativ zerstört. Genau wie die Erschaffung eines architektonischen und historischen Amalgams, ist das demonstrative Häckseln desselben Modells als Kritik zu verstehen. Eine Kritik am Umgang mit Geschichte, ihrer Rezeption und Einordnung, und eine Kritik an jenen, die meinen, die Deutungshoheit über sie zu besitzen. (Christina Lehnert)